Mein Onkel Benjamin von Claude Tillier

Dies ist eines der ungewöhnlichsten Bücher meiner Sammlung. Es handelt von einem Mann, der unbestechlich, unbeugsam, stolz, sehr einfallsreich, sehr gutherzig, immer mutig, immer gut für eine Überraschung und dabei unglaublich humorvoll durch sein Leben geht. Zusammen mit seinen Freunden und Feinden, seiner Geliebten, seinen Patienten… fast keine Seite wird Sie zum Lachen bringen, während Sie dieses wunderbare Werk lesen.
Mein Onkel Benjamin Titel

Inhalt Mein Onkel Benjamin

  • Einleitung
  • Kapitel 1: Erklärung
  • Kapitel 2: Info
  • Kapitel 3: Zusammenfassung
  • Kapitel 4: Irgendwas

3 Gründe, BUCHNAME zu lesen

Autobiografische Züge im Vergleich zum Leben des Autors.

Eine Geschichte von Freiheit und Revolution gegen das System.

Leicht zu verstehen

Inhaltsangabe „Mein Onkel Benjamin“ von Claude Tillier

Der Onkel des Verfassers, Benjamin, ist ein unglaublich lebendiger, dabei sehr philosophischer Landarzt im Frankreich des 18. Jahrhunderts. Er hat Schulden bis über beide Ohren und keinerlei Lust, sie zu bezahlen: er wartet lieber, bis seine Gläubiger krank werden und dann behandelt er sie kostenlos. Wird ihm einer zu aufdringlich, so hängt er ihn schon mal an einen Kleiderhaken in seiner Küche…!

In Sachen Liebe will er nicht die Tochter seines besten Freundes heiraten  (einem Arzt, der Diagnosen aus Urin stellt) obwohl ihn das aus allen wirtschaftlichen Nöten retten würde: er liebt die dralle, verheiratete Frau eines Gastwirts, die ihm dafür herrliches Essen und Trinken bietet  –  und auch sonst alles was eine schöne Frau zu geben in der Lage ist!

Überhaupt apropos Essen und Trinken: in den sorglosen Zeiten damals haben die Menschen offensichtlich permanent (ich kann es nicht anders ausdrücken:) über jedes heute vorstellbare Maß hinaus gefressen und unvorstellbare Mengen Wein gesoffen! (…sind sie deshalb so jung gestorben: durchschnittlich mit 45 bis 50 Jahren?! Aber in der kürzeren Zeit haben sie offensichtlich sehr viel intensiver gelebt!                d. Verf.!)

Benjamin ist als Kind der Aufklärung grundsätzlich ein Feind des Adels. So manövriert er sich in eine äußerst schwierige Situation, weil er einen widerlichen Adligen so sehr beleidigt, dass dieser ihn zwingt, ihm vor der versammelten Mannschaft seiner Diener und Knechte den Teil seines Körpers zu küssen, auf dem er normal sitzt…

Wie sich Benjamin rächt, ist einfach genial!

Wie er sich als den Ewigen Juden ausgibt und damit ein weiteres Mittagessen gratis bekommt, wie zart er mit der sterbenden Tochter seines Freundes umgeht, wie er siegreich mit einem adligen Raufbold die Degen kreuzt und damit einen Freund aus dem Aggressor gewinnt, und wie er schließlich die wahrhaftige und philosophische Totenrede für seinen besten Freund hält: all das ist ein einziges menschlich starkes Eintauchen in eine unwiderstehliche Zeit!

Was für ein Mensch!  Was für ein Buch!!!

Ich wette: nach dieser Lektüre hätten auch Sie gerne damals gelebt und wären voll dabei gewesen.

Das Besondere am Buch „Mein Onkel Benjamin“:

Der Inhalt bildet eigentlich das Leben seines Autors ab. Dieser geriet durch seine unbeugsam-aufsässige Art immer wieder in größte wirtschaftliche Schwierigkeiten und gab nie einen Deut nach.

Übersetzung von „Mein Onkel Benjamin“ & Empfehlungen.

Ich empfehle die klassische, hervorragende Übersetzung vom renommierten Walter Widmer, der genauestens die feinen Nuancen und Schliche der französischen Sprache zu übertragen wusste! Diese dürfte heute nur noch antiquarisch zu finden sein.

Moderne Übersetzungen sind generell lieblos, ungenau, oberflächlich, hastig hingeworfen, missverständlich. Sehen Sie es selbst hier:

Übersetzung Widmer:

…und lud meinen Onkel samt Machecourt ein, das Fest mitzufeiern.

Das Festessen sollte in einer bekannten, bestens renommierten Kneipe stattfinden…

Benjamin hätte diesen Abend nicht für eine ganze Woche seines Lebens hergegeben.

So fanden sich mein Großvater … und mein Onkel, seinen Degen an der Seite, dort ein.

Übersetzung von 2017:

… um meinen Onkel mit Beißkurz (der Mann heißt Machecourt, Mâcher heißt kauen, nicht beißen. Bei diesem Namen handelt es sich um den Namen einer Person, den man beim besten Willen nicht gewaltsam zu übersetzen versuchen sollte.) zur Feier des Tages einzuladen. Das Diner (in einem ländlichen Dorf, unter alten Freunden: ein DINER?!) sollte in seiner (gehört sie ihm? Nein.) wohlberufenen (was ist das?!) Kneipe stattfinden… Benjamin würde diesen Abend nicht für eine ganze Woche seines gewöhnlichen Lebens hergegeben haben. So waren denn nach Vesper(?!) mein Großvater… und mein Onkel, den Degen an der Seite, zur Stelle.

Claude Tillier: Mein Onkel Benjamin (Originaltitel: Mon oncle Benjamin). Deutsch von Irene Riesen. Illustriert von Almut Gernhardt. Haffmans, Zürich 1991, 318 S., ISBN 3-251-01120-0

Weitere Übersetzungen bei Hugendubel, Thalia, Weltbild und natürlich Ebay.

„Ein König von Frankreich schafft mit einem einzigen Federstrich 20 neue Adlige  –  aber keinen einzigen Arzt!“

„Wer den Benjamin nicht gelesen hat, kann nicht mein Freund sein!“
Georges Brassens

Der Autor Claude Tillier

Claude Tillier  (1801 – 1844) war Journalist und Autor. „Mein Onkel Benjamin“ ist sein scharfsinniges und scharfzüngiges Hauptwerk, das vor allem in Deutschland wegen seiner sehr freiheitlichen Gedanken große Beliebtheit und hohe Auflagen erreichte (Revolution 1848).

Da er genauso leben wollte, wie er es seinen Benjamin erleben ließ, erlitt er als Journalist wiederholt finanziellen Schiffbruch. Sein tägliches Leben war eine endlose Sequenz von Auflehnung gegen alle Anmaßung, gegen die Dominanz aller Mächtigen und für soziale Gerechtigkeit. Seine Gegenspieler verstanden seine geschliffenen literarischen Degenstöße nicht als Anspielungen, die ein ebenso feines Parieren verdienten, und reagierten mit vernichtenden, boshaften Frontalangriffen aus ihren überlegenen Machtpositionen.

Claude Tillier starb 1844 verarmt an einer schweren Schwindsucht in Nevers, Dept. Nièvre, Franche-Comté

Claude Tillier Autor

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